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Angeregt durch das Angebot des Handwerkskellers, Spinnkurse durchzuführen, meldete ich meine Tochter und mich zu Ihrem 13. Geburtstag für einen Wochenendkurs an. Wir lernten dort zunächst die Vorbereitung der (gewaschenen) Wolle (Zupfen + kardieren) sowie das anschließende Verspinnen. Unsere Gruppe bestand aus 5 Frauen einschließlich unserer „Lehrerin“. Bei der gemeinsamen Handarbeit spürte man, wie es früher war, wenn sich die Frauen zu gemeinsamem Handarbeiten trafen. Da es ein gutes Gefühl war, prüfte ich Möglichkeiten, mich in meiner Nähe einer Gruppe anzuschließen, ließ es dann aber doch sein.

Nachdem ich dann wusste, wie man Wolle spinnt, und auch noch Spaß daran hatte, war der nächste Schritt ein eigenes Spinnrad. Da meine kardierte Wolle zur Neige ging, brauchte ich Nachschub. Mein erster Versuch günstig welche zu kaufen, war ein Reinfall. Der Strang bestand aus den Abfällen beim Kämmen und bestand nur aus kurzen Fasern, die massig mit Pflanzenresten bestückt waren. Ich habe das Material später als Grundlage für die Filzkissen verwendet.

Mein erster anständiger Kauf waren dann 3 Pfund Kardenband auf einem Mittelaltermarkt im Frühjahr in den Naturfarben weiß, braun und grau. Da das Spinnen, wie es in dem alten Spruch: „spinne am Abend – erquickend und labend“ für mich eine angenehme Abwechslung zum Alltag ist, nahmen meine Vorräte schnell ab und mein Vorrat an Wollknäulen zu. Ich begann daraus zunächst Quadrate zu häkeln und diese später zu einer Decke zusammenzufügen. Die Technik kannte ich bereits aus meiner Unterstufenzeit. Meine Hortnerin brachte das den interessierten Kindern bei. Ich war schon damals davon so begeistert, dass ich mehrere Kissenhüllen häkelte.

Ich musste mehrere Märkte besuchen, bevor ich wieder einen Wollstand mit unversponnener Wolle fand und diesmal nach dem Kontakt fragte, um nachbestellen zu können.

 

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Nachdem 2 Decken fertig waren, dazu die ersten Strümpfe und Handstulpen, ging ich den nächsten Schritt, das Färben an. Dazu brauche ich natürlich ausschließlich weiße Wolle und auch feinere, da die bisherige insbesondere meinen Männern noch zu kratzig war.
Ich befasste mich also mit den Angeboten an verschiedenen Wollarten und den Angaben der Feinheit und probierte verschiedene aus.

Mein Favorit ist inzwischen feine Merinowolle, ich versuchte mich aber auch mit Viskose (funktioniert so nicht, ist wohl nur mit einem Nassspinnverfahren verspinnbar), mit Alpaka (wunderbar weich, aber sehr teuer), Seide (ich hatte eine ziemlich kurzfaserige Variante, die sich nur dick verspinnen ließ), Hund (die zu kurzen Fasern des Hundes meiner Eltern musste ich mit Schafwolle mischen um sie überhaupt verspinnen zu können) sowie Bambus (sehr fein).
Neben den Materialien habe ich auch ein wenig mit Techniken experimentiert. So habe ich zuvor gefärbte Kardenstränge direkt versponnen und auch diese vorher gemischt. Dies machte ich mittels eines Mischbrettes (blending board), wobei ich Röllchen (Rolags) bekam und diese dann verspinnen konnte. Das blendig board hat mir Martin gebaut. Ich experimentierte mit Farben und auch Materialien und fertigte zunächst daraus eine Mütze und ein – ich nenne es mal Schultertuch. Die Strickjacke als weiteres Projekt daraus ist noch in Arbeit.

Inzwischen bin ich stolze Besitzerin von 3 Spinnrädern. Nach dem ersten, meinem Haupt-Arbeits-Gerät, folge ein zusammenklappbares Reisespinnrad (das große ist schlecht zu transportieren und hatte dabei auch schon Schaden erlitten der aufwendig zu reparieren war) sowie ein kleines aus einem An- und Verkauf, an dem ich nicht vorbei kam. Ich habe es wieder restauriert und gangbar gemacht. Allerdings ist es nur sehr einfach, so dass man den verdrillten Faden selbst aufwickeln muss.
Auf Märkten habe ich immer ein Spinnrad dabei. Zum einen habe ich Spaß am Spinnen und zum Anderen zieht es regelmäßig Besucher, insbesondere Kinder an, die Fragen stellen.


Blending-Board

Eine Besonderheit ist das Mischen verschiedener Wollsorten mit Hilfe eines Blending-Boards vor dem Verspinnen. Dabei werden unterschiedlich gefärbte Wollstränge ineinandergekämmt und dann mit einem Holzstab aufgewickelt.

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Die daraus versponnenen Stränge ergeben interessante Farbspiele bei der weiteren Verarbeitung

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